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Chili! Das einzig wahre Chili

Stimmen: 6 - Ø 4.3
Schwierigkeit
Schärfe
Kosten
Zubereitungszeit:
120 Min.
Vorbereitungszeit:
20 Min.

Zubereitung

  • Schritt 1

    Es gibt viele Chili-Rezepte. Schöne Sachen und Schrott. Hier kommt meins. Es ist ein Chili im Cajun Style.
    SCHWEINESCHMALZ Empfindsame Gemüter nehmen stattdessen Butter, besser Butterschmalz. Aber empfindsame Gemüter essen eigentlich kein Chili.
    ZWIEBELN Locker, und grob geschnitten.
    KNOBLAUCH Nicht zuviel, bitte. Mit zuviel Knoblauch schmeckt es nicht etwa zünftig sondern primitiv. Lieber kein Knoblauch als zuviel Knoblauch.
    RINDERHACK Jaja, in Mexico wird das "Orginialchili" mit
    kleingeschnittenem Fleisch usw. Ich esse es lieber so. Und gib Dich nicht dem Wahn hin, schieres Hack sei besser als normales Rinderhack. Das gilt nur für Tartar und für Admiralsbällchen. Nicht aber für Chili. Und um das geht es hier, nicht wahr?
    SALZ
    BIER Nicht zu bitter darf es sein. Chili ist ein Biergericht. Wenn es fertig ist, hast Du jede Menge Bier verkocht, getrunken und auf den Tisch gestellt.
    ROUX Den brauchst Du. Er wird hergestellt, indem Du Butter und Mehl brav verknetest und dann stundenlang im Ofen erhitzt, immer wieder rührst - bis eine dunkelbraune Masse entstanden ist. Die frierst Du ein. Fürs Chili brauchst Du ein bißchen Roux, um es besser zu binden.
    Nein, keine Angst! Wenn Du Dich an die Vorschriften hältst, schmeckt nix nach Mehl.
    Ok, ich seh's ein. Also: WENN KEIN ROUX DA IST UND DU CHILI ESSEN
    MUSST, DANN (UND NUR DANN): MACH ES OHNE ROUX.
    CHILIGEWÜRZ Wer Zeit hat, mörsert Cumin, geröstetes Schotenfleich (ohne Haut, Stems und Kerne) und Oregano. Wer wissen will, wie Chili nicht und niemals schmecken soll, nimmt Gewürzmischungen, in denen noch mehr drin ist als Cumin, Chili, Oregano, Salz und Knoblauch - Dickmittel zum Beispiel, oder von mir aus Kerosin. Wer es machen will wie ich, nimmt die einzige fertige
    Gewürzmischung, die zulässig ist: die von McCormick.
    ZEIT Du brauchst Zeit für das Chili.

    KIDNEY-BOHNEN AUS DER DOSE Aber ja, aus der Dose. Es handelt sich um ein Lebensmittel, das durchs Eindosen nicht weniger schmackhaft wird. Wenn Du darauf achtest, dass die Bohnen nicht vorgewuerzt sind, dann kannst Du sogar den Dosensaft gedeihlich verwenden:

    BOHNENDOSENSAFT Damit nicht nur Bier als Fluessigkeit hineinkommt.

    RINDERFOND Damit nicht nur Bier und Bohnendosensaft als Fluessigkeit hineinkommen.

    EVTL. ZITRONENSAFT Zum Abschmecken.

    EVTL. ZUCKER Zum Abschmecken.

    TABASCO-SAUCE Nicht irgendeine blödsinnige Chilisauce. Zulaessiger Ersatz sind nur jede Saucen, die ebenfalls aus in Essig gelagerten Chilischoten bereitet wurden und im Eichenfass reiften. Es geht keinesfalls ohne solche Sauce.

    So. Und nun die Prozedur:

    * Du trinkst ein Bier
    * Schmalz heiss werden lassen
    * Zwiebeln rein
    * Bisschen Knoblauch rein, sofort das Fleisch dazu - und RÜHREN.
    * Rühren.
    * Rühren.
    * Salz dazu, damit das Fleisch Saft zieht. Sobald der wieder weg ist
    ein bisschen Bier hinein - und esslöffelweise (!) Chilimischung. Und nun immer so viel Bier hinein und Fond und Dosenbohnensaft (oder Bohnendosensaft?), dass der Spass auf kleiner Flamme brodelt, immer wieder umrühren, immer wieder nachgiessen, und das mindestens eine Stunde lang. Lieber länger.

    HAALT: Wir haben den Roux vergessen. Ein paar Bröckchen Roux hinein! Und schon mal mit Zucker abschmecken. Und ruehren.

    * Du trinkst ein Bier : * Schreien die Deinen nach einer guten Stunde vor
    Hunger, dann : darfst Du den Reis aufsetzen, der das Chili begleitet (so
    brodelts : notgedrungen mehr als eine Stunde :-)). Und appliziere die : :
    Bohnen.

    * Nein, die Tabasco-Sauce habe ich nicht vergessen. Aber Du wolltest sie doch wohl nicht mitkochen? Dann ginge die Fruchtigkeit perdue und nur die ätzende Schaerfe bliebe!
    * Das Chili ist fertig.
    * Jetzt darfst Du jedem ein Bier öffnen.
    * Die Flasche mit der Tabasco-Sauce kommt auf den Tisch.

    "Und was ist mit den Austern?" fragt der Besserwisser. Jaja, liebe Gourmets und Gourmeusen, man kann auch noch Austern draufklatschen. Schmeckt. Aber wenn welche da sind, machen sie sich extra, als Vorspeise, besser.

    Wenn nach dem Chili noch Platz ist: Käse auf den Tisch. Dann darf es endlich auch Wein sein (in diesem Fall empfehle ich, auch wegen des unweigerlichen Durstes, halbtrockenen Riesling von der Mosel). Viel Spass.

    ...das ist nur ein Rezept von vielen. Ich bin der stolze Besitzer des "Chili Cook Books", naja und da ist noch drin: White Lightnin' (weisses Chili!) und Chili mit Kaffee und... und... und... LO, Gero.

    (KHB April 97)

    °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°

    Nachdem ich das Rezept betreue versuche ich mich an einer Mengendefinition. Orientiert an dem, wie ich es nachgekocht habe.
    Dabei habe ich ein wenig verändert, das füge ich Klammern ein. SÄMTLICHE MENGENANGABEN (ob links oder im Text) sind von mir, damit ihr besser umrechnen könnt. Der Originalautor hat dazu leider keine Angaben gemacht.

    meine Änderungen:
    (1 Dose/Glas Mais à 330g)
    (1 Pckg. Chiligemüse von Bonduelle - hatte ich grad noch stehen, muß nicht)
    Info: ergab insgesamt rund 750-800 ml Dosensaft
    (4-5 Fleischbrühwürfel (Instant) für je 250 ml Flüssigkeit), wie oben beschrieben jeweils immer mit einem Schluck Bier & Dosenflüssigkeit einbröseln
    BESSER ist natürlich Fond!
    (400g gestückelte Tomaten (Dose)
    (140g Tomatenmark, muß nicht)
    3-4 EL (mein) Chiligewürz: Oregano, Paprika edelsüß oder scharf. Etwas Koriander. Hatte kein Cumin (Kreuzkümmel) mehr.
    Speisestärke o.ä. benutze ich NICHT mehr. Durch das einkochen ist das Chili genau richtig.

    STATT Tabasco:
    12-14 entkernte kl. Chilischoten, gehackt (Piri Piri)
    WER Fruchtigkeit vermisst gibt noch Sambal Oelek zu. :-)))
    Unbedingt Literweise Getränke bereitstellen, denn das wird richtig chön scharfff. Wenns beim essen in der Nase kribbelt... genau richtig! *grinz* KEINESFALLS mit WASSER "löschen"! Das verschlimmert das brennen nur.
    Milch-/Joghurtprodukte (wie Ayran) helfen -neben Bier- am besten.
    Ergibt rund 7l Chili. Wieviele Personen? Kommt auf den Hunger an. Spätestens nach 3 Tellern ist man pappsatt, zufrieden und braucht etwas Verdauungschlaf. 12 Personen? Oder 14? 16? 20 gar? (läßt sich gut einfrieren)

    Zubereitungszeit: MINDESTENS 120 min., besser mehr. 90 MIN NUR DAS HACK köcheln lassen, immer wieder umrühren, immer wieder Bier, Bohnensaft & Brühe zugeben und einköcheln. ERST DANN Bohnen (& Mais) dazu. Kurz vorher (meine Version) das To-Mark und Pizzatomaten (gibt ne fruchtige Note) zugeben. ZUM SCHLUß die gehackten Piri Piri dazugeben und locker nochmal 1,5-2 Std. auf niedriger Stufe köcheln lassen, zwischendrin ruhig auch mal ausschalten. Mit Oregano & Paprika nachwürzen.
    Nach meiner Meinung also insgesamt mindestens 210 min. Für die Hungrigen geht die schnellere Variante à la 120 min. Alles darunter tut dem Chili(koch) weh. :-((

    Chili schmeckt Stunden später, ehr noch (wie die meisten Eintöpfe) am nächsten Tag richtig gut. Also viel ZEIT einplanen.
    Juten Appetit!

    btw: Hier gibts noch ein Chiligericht das ich an sich nicht allzu spektakulär finde, aber die Idee mit dem Kakao, Kaffee & dkl. Bier ist klasse. Chili mit Kaffee
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Kommentare zum Rezept Chili! Das einzig wahre Chili

  • Siri sagt:
    19.12.2004
    SO liebe ich mir ein Rezept... hat der Mann noch mehr solche Dinger hier??

  • 19.12.2004
    Ich mache mein Chili fast genauso, verzichte allerdings ganz auf Würzmischung sondern würze selbst. Bei mir kommen in einen 4l Pott rund 7 Pfefferschoten (entkernt & gehackt) hinein. Bier nehme ich nicht, ist aber mal eine Idee. Dafür mische ich gerne weiße Bohnen mit Kidneybohnen und meistens kommt noch eine Dose Mais dazu. Für die Bindung reicht eigentlich der Bohnensaft und ein wenig Speisestärke. Da schmeckt auch nix mehlig. Stundenlangen Aufwand für Roux zu betreiben finde ich überzogen. Wozu noch Reis? Wer nach 3 Tellern immer noch nicht satt ist kann Brot (z.B. Fladenbrot) zum stippen nehmen. ;-) Chili ist bei Eintopfgerichten wirklich das einzig wahre!

  • plankton sagt:
    15.01.2006
    Chili, ich liebe es! Klar, jeder macht so sein Chili auf seine Art, aber das Rezept hier ist so n'richtiger Schenkelklopfer ;-)! Humor in der Küche - find ich super!

  • frank sagt:
    01.07.2006
    Das Rezept müsste ich mit zwei verschiedenen Bewertungen versehen. Alte Variante ***** neue Variante *** Mit Roux und ohne Tomaten/Mais ist es eine sehr leckere Variante wie sie in dieser Region kaum bekannt ist. So ist es inzwischen mein Standard Chli Rezept.

  • 26.06.2008
    Ziemlich aufwändig in der Herstellung,lohnt sich aber,das Zeug ist saulecker.

  • 30.06.2008
    Chili ist eine Glaubenssache, wie Pizza und Kartoffelsalat wird es in jeder Familie anders gemacht (und schmeckt trotzdem gut). Dieses Chilirezept ist eines der besten die ich bisher las & aß. Und ich kenne Chilis von mexikanischen Weihnachts-Chilies, über die Rezepte vom Chili-Cook-Out in Terlingua, -der Chili-Alarm-2-Kit hat dort seine Wurzel-, bis zu verschiedenen Cajun Chilies. Natürlich: wer es sektiereisch ernst nimmt -was ein grundsätzlicher Fehler ist- kann argumentieren: Bohnen und Roux (Einbrenne) gehören nicht in ein Chili. Justin Wilson (ein bekannter Cajun-Küchenmeister) nahm anstatt Zucker und Roux einfach 3-4 EL Kakao (für hier 14 Portionen). Den schmeckt man zwar nachher nicht raus, aber das Chili schmeckt runder und voller. Nur ein Satz sollte falsch sein: ... empfindsame Gemüter essen eigentlich kein Chili ... Hier sollte es richtiger heißen: ... Empfindsame Gemüter haben so was Gutes wie Chili möglicherweise garnicht verdient!

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