Wer kennt den Knigge, Ratgeber für Stil und Etikette, nicht? Wer gerne unterschiedliche Länder bereist, dem sticht eine Gemeinsamkeit ins Auge: Überall herrschen andere Tischsitten. Um nicht ins Fettnäpfchen zu treten, zeigt Webkoch, wie man sich in Polen, Italien, den USA und England bei Tisch benehmen sollte.

  1. Die amerikanische Tischkultur
  2. Die englische Tischkultur
  3. Die polnische Tischkultur
  4. Die italienische Tischkultur
  5. Die spanische Tischkultur

Die amerikanische Tischkultur

Wichtig ist, dass es schmeckt. Das amerikanische Essen ist häufig deftig: wenig Obst und Gemüse, süß, fettig und salzig. Amerikaner nehmen ihre Mahlzeiten unregelmäßig zu sich und haben es beim Essen oft eilig. Den Tag über begnügen sie sich überwiegend mit Snacks auf die Hand.

Geschichte

  • Über den Umgang mit Menschen
  • 1788 von Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge erschienen

Lediglich am Abend geht es etwas ruhiger zu. Das Dinner wird oft mit der ganzen Familie eingenommen. Hier nimmt man sich Zeit für Gespräche und genießt die gemeinsame Mahlzeit. Am Wochenende bevorzugen Amerikaner statt Cornflakes oder Haferflocken das deftige American Breakfast. Serviert werden entweder Pancakes oder French Toast (wie Armer Ritter) mit Ahornsirup oder Eier (Rührei, Spiegelei oder verlorene Eier) mit Bacon oder Würstchen.

Amerikanische Tischsitten:

  • Nie ohne Jacke: Ob es draußen warm ist, regnet oder schneit, in den USA geht nichts ohne Klimaanlage. Vor einer Unterkühlung im Restaurant schützt eine Jacke.
  • Nie unaufgefordert Platz nehmen: Nach dem Betreten des Restaurants ist es unbedingt notwendig zu warten, bis man von einem Kellner an seinen Tisch gebracht wird.
  • Essen, Trinken, Bezahlen: Ein langes Verweilen des Gastes ist nicht erwünscht. Kommt der Kellner bereits mit der Rechnung an den Tisch (ohne dass diese von dem Gast gefordert wurde) handelt es sich um eine höfliche Aufforderung, den Platz für den nächsten Gast freizumachen.
  • Zuerst alles klein schneiden: Erst nachdem alles klein geschnitten wurde, legt man das Messer auf dem oberen Tellerrand ab und genießt mit der Gabel in der rechten Hand die Mahlzeit. Die freie Hand liegt währenddessen auf dem Schoß.

Die englische Tischkultur

Weißer TeeNeben der allseits bekannten Spezialität Fish ’n‘ Chips bietet die englische Esskultur großen Abwechslungsreichtum. Sie ist geprägt durch traditionelle Gerichte wie dem Sunday Roast Dinner (Fleisch, Kartoffeln und Gemüse), dem typischen English Breakfast (rote Bohnen, Speck, Eier, Würstchen, gegrillte Tomaten und gebratene Champignons) und der Teatime.

Der Afternoon Tea wird zwischen 16.00 Uhr und 17.00 Uhr serviert. Des Weiteren gibt es den Early Morning Tea, den High Tea und den Royal Tea.

Je nach Uhrzeit werden mehr oder weniger üppige Snacks zum Tee gereicht: vor allem Shortbread (Mürbeteigplätzchen), Früchtekuchen, Crumbles (Kuchen mit Streuseln) und kleine Sandwiches. Fehlen darf auf keinen Fall der Scone, welcher mit Clotted Cream und Jam serviert wird.

Englische Tischsitten:

  • Umständlich, aber britisch: Ein Stück der Mahlzeit mit Messer und Gabel abschneiden, anschließend das Messer ablegen, die Gabel in die rechte Hand wechseln und damit den abgeschnittenen Bissen essen. Beide Besteckteile werden dann wieder in die Hand genommen.
  • Britische Sitte: Weder im privaten noch im geschäftlichen Bereich werden Ehepaare an einer Tafel nebeneinander platziert. Die Ehefrau kann auf diese Weise neue Bekanntschaften schließen.

Die polnische Tischkultur

BorschtschDas Frühstück besteht in Polen überwiegend aus Brot, Wurst, Käse und frischem Gemüse wie Tomaten, Gurken und Zwiebeln. Am Sonntag wird es durch Rühreier ergänzt. Die wichtigste Mahlzeit wird in Polen häufig am späten Nachmittag eingenommen: ein Hauptgericht (ganz bekannt sind Piroggen) und eine Suppe (zum Beispiel Borschtsch).

Sie findet zwischen 13.00 Uhr und 17.00 Uhr entweder zu Hause, in der Betriebskantine oder in einer Milchbar statt. Das polnische Abendbrot unterscheidet sich kaum vom Frühstück. Die Mahlzeiten in Polen sind vor allem gehaltvoll, nahrhaft und kalorienreich. Viele Gerichte werden noch immer traditionell hergestellt, besitzen nur wenig Zusatzstoffe und bestehen überwiegend aus saisonal verfügbaren Zutaten.

Polnische Tischsitten:

  • Zeit mitbringen: Der Gastgeber beendet das Treffen nicht sofort nach dem Essen, der Abend kann unter Umständen sehr lang werden.
  • Pünktlichkeit und Gastgeschenke: Pünktlichkeit ist sehr wichtig. Pralinen oder eine Flasche Wein sollten mitgebracht werden.
  • Die Damen: In Polen wird das weibliche Geschlecht noch immer mit einem Handkuss begrüßt, der leicht gehaucht wird. Des Weiteren wird ihnen die Jacke abgenommen und der Stuhl zurecht gerückt.
  • Alles wenigstens einmal probieren: Alle Speisen sollten gekostet werden, vom Wodka wenigstens nippen.

Die italienische Tischkultur

Pizza HerzDas Frühstück wird in Italien knappgehalten. Zum Mittagessen und zum Abendessen gibt es dafür häufig zwei Gänge: der Primi Piatti (kleinerer erster Gang, kohlenhydratreich, bestehend aus Nudeln in verschiedenen Variationen) und der Secondi Piatti (Hauptgericht, eiweißreich, meist Fisch oder Fleisch mit Beilagen). Dazu können kalte oder warme Antipasti (Vorspeisen) und Dolci (Desserts) kommen. Das Mittagessen kann bis in den Nachmittag hinein gehen.

In Italien gibt es wegen der Hitze eine lange Mittagspause, dafür wird bis in den Abend hinein gearbeitet. Das Abendessen findet ab 20.00 Uhr statt und kann sehr viel Zeit beanspruchen. Hier geben sich die Italiener langen Konversationen und kulinarischen Genüssen richtig hin.

Italienische Tischsitten:

  • Nie unaufgefordert Platz nehmen: Auch in den italienischen Restaurants wartet man am Eingang, um vom Kellner einen Tisch zu bekommen.
  • Cappuccino nur zum Frühstück: Der Landessitte üblich werden die Mahlzeiten mit einem Espresso abgeschlossen, während man Cappuccino nur zum Frühstück genießt.
  • Rechnung nur für den gesamten Tisch: Die Rechnung wird in Italien immer für den gesamten Tisch gebracht. Wer den Preis einzelner Personen ausrechnen will, muss das selber tun.
  • Coperto: Ein Teil der Rechnung lautet in Italien Coperto (Gedeck). Dahinter verbirgt sich das Trinkgeld. Nur wenn der Service außerordentlich gut war oder das Essen hervorragend geschmeckt hat und man dem Personal eine besondere Anerkennung hinterlassen will, wird ein extra Trinkgeld gegeben.

Die spanische Tischkultur

TapasDas Frühstück (desayuno) wird in Spanien ähnlich gehandhabt wie in Italien: beiläufig mit einer Tasse Kaffee oder einer Schokolade und einem Stück Gebäck am Vormittag. Besonders beliebt sind churros, frittierte Teigstangen, die in den Kaffe oder die Schokolade getunkt werden. Auf dem Weg zur Arbeit wird dafür oft in einer Bäckerei oder in einem Frühstücksbistro haltgemacht.

Comida, das Mittagessen, wird wegen der großen Hitze erst zwischen 14.00 Uhr und 16.00 Uhr eingenommen und ist die Hauptmahlzeit der Spanier. Das zwei- bis dreigängige Menü besteht aus einer deftigen Vorsuppe oder einem Eintopfgericht. Daran schließt sich ein Fisch- oder Fleischgang an. Typisch spanisch: das Mittagessen mit einem Pudding, Eiscreme oder frischen Früchten abzurunden.

In den spanischen Großstädten ist es Tradition, einen After-Work-Drink in einer Tapas-Bar einzunehmen. Vor 21.00 Uhr ist es unüblich, Spanier beim Abendessen (cena) anzutreffen. Das gemeinsame Speisen in Familie oder mit Freuden hat in Spanien eine sehr große Bedeutung. Spanier sitzen gerne bis weit nach Mitternacht zusammen.

Spanische Tischsitten:

  • Am Eingang des Restaurants wartet man auf den Kellner, der einem zum Tisch geleitet.
  • Vorsicht Alkohol: Nie zu viel trinken. Angetrunken sein gehört in Spanien nicht zum guten Ton.
  • Nicht einfach hinzukommen: In Spanien setzt man sich nicht an einen bereits besetzten Tisch mit dazu.
  • Siesta: Um der Mittagshitze zu entgehen, wird nach dem reichhaltigen Mittagessen eine halbe Stunde geruht.
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