„Ein süßes Stück vom Glück“ verspricht Autorin und Marmeladenköchin Véronique Witzigmann in ihrem gleichnamigen neuen Buch. Darin laden mehr als 80 traditionelle Rezepte für Aufläufe, Strudel, Blechkuchen und andere Mehlspeisen zu einem kulinarischen Spaziergang durch Österreichs süße Küche ein. Klassikern wie Prager Pudding, Topfenstrudel, Heferöschen oder Linzer Streusel hat die Tochter von Starkoch Eckart Witzigmann jeweils ihren eigenen Stempel aufgedrückt.

Geprägt wurde Véronique Witzigmann dabei vor allem von ihrer österreichischen Großmutter. Das neue Werk „Ein süßes Stück vom Glück“ haben Liebhaber des süßen Genusses aber vor allem Véronique Witzigmanns Tochter Marietta zu verdanken. Denn um sie zum Essen von gesundem Obst zu animieren, entwickelte die gelernte Visagistin besonders feine und aromatische Marmeladen. Diese bilden den Grundstein von Véronique Witzigmanns süßer Karriere und brachten ihr den Titel „Marmeladenfee“ ein.

Véronique Witzigmann beim Zubereiten ihrer MarmeladeIm Interview erzählt die erfolgreiche Feinkost-Unternehmerin und Buchautorin, wie sich gesunder Genuss auch im Alltag integrieren lässt und trotz Alltagsstress die Liebe zu gutem Essen gewahrt bleibt.

  • Ihr Credo ist „Freude am Genuss“. Wie lässt sich dieser Grundsatz im Alltag umsetzen?

Freude am Genuss kann grundsätzlich immer dann entstehen, wenn ich ihn mir auch vornehme. Das heißt, ich muss mir die Zeit nehmen und sagen: Jetzt tue ich mir was Gutes. Für mich ist es ganz wichtig, diese Genussinseln zu schaffen. Sie können in vielerlei Form stattfinden, egal ob ich für mich koche, für mich ein Rezept ausprobiere oder ob ich mir jemanden einlade und man sich ein schönes Essen macht und den Tisch entsprechend deckt – das ist sehr vielfältig. Und das muss auch nicht immer ein 10-Gänge-Menü sein, sondern es können manchmal auch ganz kleine Sachen ein.

  • Wie kann man Kinder diese Fähigkeit Ihrer Meinung nach am besten beibringen?

Ich denke, dass es bei Kindern ganz wichtig ist, dass man so früh wie möglich anfängt, sie mit einzubeziehen. Man sollte abwägen, welche Aufgaben geeignet sind, aber es fängt schon mit Kartoffelwaschen oder Teigkneten und –ausstechen an. Wenn es nicht perfekt ist, macht es nichts, aber Kinder sollen ein Gefühl für die Sache entwickeln und merken, dass dies genau die Zeit ist, die ich mit der Mama habe, wo ich was fühle, wo ich was schmecke. Man kann zum Beispiel erklären, wie eine Vanilleschote aussieht, wenn man sie aufschlitzt, was die meisten Kinder heute nicht mehr wissen.

Man muss Kinder auch nicht täglich miteinbeziehen, sondern wenn die Möglichkeit besteht, es in denTagesablauf einzubauen. Zum Beispiel am Wochenende, wenn es ein wenig entspannter ist, man vorher vielleicht auch zusammen einkaufen geht, den Markt anschaut und entdeckt, wie sieht so ein Rosmarinsträußlein aus, wie riecht es; wann kommt der Spargel und warum ist der immer nur zu einer bestimmten Zeit erhältlich… Das kann man ganz spielerisch machen. Ich bin kein Freund von Ermahnungen.

Weitere Bücher von Véronique Witzigmann

  • Mein Backbuch – Kuchen, Torten & Gebäck
  • Kochen ist Hipp
  • Rettet die Tafelrunde
  • Meine Marmeladen, Chutneys & Co
  • Die Kleine Marmeladenfee – Band 1 (Kinderbuch)
  • Die Kleine Marmeladenfee – Band 2 (Kinderbuch)
  • Um die Wette, fertig, los! (Kinderbuch)
  • Denken Sie, dass sich Genuss und gesunde Ernährung ausschließen?

Meiner Meinung nach kann man gut essen und trotzdem kalorienbewusst. Wenn ich auf den Markt gehe und mir einen frischen Salat hole, mir ein schönes Dressing dazu mache und noch Kartoffeln nehme, muss das nicht unbedingt sehr kalorienhaltig sein. Ich finde aber trotzdem auch, dass Genuss sein darf, denn es geht dabei ja auch um Quantität und Qualität. Wenn ich ein schönes Stück Torte habe, wo ich weiß, da ist gut Butter drin, dann sollte man es auch genießen und sagen: Ja!

  • Bisher konzentrieren Sie sich vor allem auf süße Speisen. Könnten Sie sich vorstellen, in herzhaftere Bereiche vorzudringen?

Ich sag mal so: Man soll ja nie nie sagen. Im Moment liegt mir das Süße aber einfach viel näher, das ist meins und wenn herzhaft, eher Gemüse und Salat. Ich bin nicht so der Fleischtiger. Was ich deshalb wahrscheinlich nie machen werde, ist ein Fleischkochbuch, da finde ich mich einfach gar nicht wieder.

  • Bei Ihrem Buch „Ein süßes Stück vom Glück“ waren Sie auch fürs Foodstyling zuständig. Wie wichtig ist Ihnen das Aussehen Ihrer Speisen?

Ich lege natürlich schon auch Wert darauf, weil das Auge ja immer mitisst. Allerdings muss ich zugeben, dass ich als alleinerziehende berufstätige Mama viel um die Ohren habe, deshalb sollte es zwar nett ausschauen, aber darf keine 10 Stunden dauern, also nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Es gibt manchmal so ganz kleine Sachen, zum Beispiel ein ausgestochenes Blätterteigherz, das ich noch schnell auf die Suppe lege – kleine Gesten mit großer Wikrung.

  • Haben Sie ein Lieblingsgebäck oder eine Lieblingssüßspeise?

Vanillekipferl nach dem Rezept meiner Mutter. In meinem Buch „Ein süßes Stück vom Glück“ sind auch viele Rezepte drin, die aus einer Tradition heraus entstanden sind und die ich versucht habe auf meine Weise neu zu entwickeln, Sacher-Knödel zum Beispiel finde ich ganz toll oder süße Kärntner Nudeln.

  • Sie sprechen von Tradition. Wem haben sie es mehr zu verdanken, dass sie jetzt an diesem Punkt sind, ihrem Vater oder doch eher Ihren weiblichen Vorfahren?

Ein süßes Stück vom Glück von Véronique Witzigmann

Dass ich jetzt an dem Punkt bin, habe ich in erster Linie meiner Tochter zu verdanken, da sie mich im Grunde genommen dazu animiert hat, in so eine Richtung überhaupt nachzudenken. Das war für mich vorher kein Berufswunsch, in die gastronomische Richtung zu gehen, jedenfalls nicht hinterm Herd. Ich glaube, sie war der Ausschlag dafür, wir sind aber als Kinder mit einer gewissen Ess-und Tischkultur aufgewachsen und es war natürlich irgendwo immer verankert und hat in meinem Leben eine Rolle gespielt.

Und ich denke, die Mischung hat es dann einfach gemacht. Es wäre falsch zu sagen, mein Vater wäre der Ausschlag gewesen. Ich bewundere ihn immer noch sehr für das, was er tut und was er geschaffen hat, das wäre aber nicht meine Richtung gewesen.

  • Hat ihre Tochter diese Leidenschaft fürs Kochen und Backen geerbt?

Sagen wir mal so: Wir arbeiten noch daran. Sie ist allem sehr zugetan, was süß ist, und fängt jetzt auch an, ihre ersten eigenen Sachen zu machen. Wir müssen aber noch ein bisschen daran arbeiten.

  • Sie haben bereits mehrere Berufe ausgeübt. Haben Sie das Gefühl als Autorin von Kochbüchern und Produzentin von Marmeladen angekommen zu sein?

Was man macht, muss man ja immer mit vollem Herzen tun. Und im Moment mache ich das aus vollem Herzen, sonst würde das gar nicht anders gehen und momentan kann ich mir für mich gar nichts anderes vorstellen. Es macht mir Spaß und es erfüllt mich und ich hoffe, dass ich diesen Weg einfach genauso weitergehen kann und es noch viele Ideen gibt, die man umsetzen kann.

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