Wer vegan lebt, muss nicht auf den Genuss beim Essen verzichten. Im Gegenteil, Veganern öffnen sich neue Geschmackswelten durch eine neue Zutatenvielfalt fernab von Eiern, Butter und Milch. Mut zum Ausprobieren und Lust auf Neues werden von Einsteigern in die vegane Welt vorausgesetzt. Dass dieser Einsatz nicht umsonst ist und sich im Gegenteil sogar lohnt, beweist das neue Backbuch der Autorin und Veganerin aus Überzeugung Nicole Just. Schon ihr Erstlingswerk „La Veganista“ war ein derartiger Publikumserfolg, dass es mittlerweile in der 4. Auflage erscheint. Nun hat sie mit dem GU-Küchenratgeber „Vegan Backen – Mit Liebe, aber ohne Ei“ nachgelegt und verführt ihre Leser mit süßen und herzhaften Backrezepten zum Veganertum.

  1. Das Backbuch
  2. Die Vegane Backwelt
  3. Das Besondere
  4. Zwei leckere Rezepte
  5. Fazit: Einfach genießen

Das Backbuch

Vegane Ernährung setzt neue Maßstäbe und entspricht dem Trend der Zeit. Wurde man früher belächelt und mitleidig nach dem sicherlich dürftigen Speiseplan – bestehend aus Salaten und Tofuwurst – befragt, ist die vegane Ernährung mittlerweile im Zentrum unserer Gesellschaft angekommen.

Letzten Skeptikern nimmt Nicole Just bereits im Vorwort den Wind aus den Segeln, indem sie erklärt, dass vegane Ernährung und veganes Backen im Zeitalter gut sortierter Supermärkte und Bioläden kinderleicht ist und nicht länger von der Produktverfügbarkeit teurer Spezialhändler abhängig ist.

Vegan zu Tisch

Ihr Wort richtet sie dabei nicht hauptsächlich an ihre veganen Mitstreiter, sondern an alle Backverfechter von Butter und Sahne, die sie mit einfachen Rezepten zur Experimentierfreudigkeit beim Backen überreden möchte, ohne sie zu bekehren.

SojaTatsächlich vergisst man beim Durchblättern, dass man ein im Grunde genommen exotisches, da veganes, Backbuch in der Hand hält. Sämtliche Rezepte, die erstklassig in Szene gesetzt wurden, erwecken die Lust zum Ausprobieren und insgeheim sammelt man gedanklich die ersten Zutaten, um im Anschluss das eben Gesehene in die Tat umzusetzen. Die Scheu, sich an einen veganen Tisch zu setzen, ist komplett verschwunden und einer wachsenden Neugier gewichen.

Einem Ausflug in die vegane Welt mit Tofu, veganer Margarine und Sojamilch steht auf den insgesamt 64 Seiten nichts im Weg. Im Gegenteil, Nicole Just nimmt ihre Leser an der Hand und führt sie durch vertraut erscheinende Rezepte ein Stück näher an den Gedanken heran, veganen Produkten zumindest zeitweise den Vorrang vor tierischen Erzeugnissen zu geben. Letztlich stellt sich dem Leser nicht die Frage nach dem „Warum?“, es formt sich vielmehr der kühne Gedanke des „Warum nicht?!“.

Die Vegane Backwelt

Nicole Just, Enkelin eines Metzgers und erst seit wenigen Jahren überzeugte Veganerin, stellt in ihrem Buch 43 einfache und flexible Backrezepte vor, die allesamt cholesterinfrei, teilweise sogar zucker- und glutenfrei sind. Dies ist ein weiterer Vorteil veganer Ernährung. Um den veganen Hobbybäckern den Einstieg in die Backwelt zu erleichtern, zeigt die Vegane Tauschbörse im Klappcover des Buches, wie einfach der Verzicht auf tierische Produkte sein kann.

Ei-Alternativen:

Eier lassen sich im Grunde genommen nicht ersetzen, aber ihre für das Gelingen des Backwerks nötige Funktion lässt sich ersetzen, sofern man sie nicht ganz weglassen kann.

  • Ein Teelöffel Backpulver sorgt für die nötige lockere Konsistenz des Teiges und spart ein Ei.
  • Drei Esslöffel Apfelmus machen einen Rührteig besonders saftig.
  • Sojamehl schafft die nötige Bindung, hat aber einen leichten Nebengeschmack, der nicht jedem gefällt.
  • Ei-Ersatzpulver besteht aus Stärke, Tapiokamehl und pflanzlichen Verdickungsmitteln und sollte nur sehr sparsam eingesetzt werden. Ein Rührei ersetzt es jedoch nicht.

Margarine, Milch und Sahne – alles pflanzlich ersetzbar:

Margarine ist seit jeher beim Backen beliebt und wird 1:1 als Butterersatz verwendet. Vegan ist sie deshalb noch lange nicht, da ihr bei der Herstellung oft tierische Fettsäuren zugesetzt werden.

  • Vegane Margarine trägt daher das Vegan-Zeichen.
  • Alternativen für Milch gibt es reichlich und in vielen leckeren Geschmacksrichtungen: Neben Sojamilch eignet sich Reis-, Mandel-, Kokos- oder Hafermilch.
  • Die geliebte Sahne lässt sich ebenfalls durch ein Sojaprodukt ersetzen.
Das Veganzeichen stellt meistens eine Blume dar und trägt zusätzlich den Schriftzug „Vegan“.

Vegane Grundrezepte

Teig, PizzabrotAm Anfang des Buches und bevor es in den Rezeptteil geht, werden drei unterschiedliche vegane Grundteige Schritt für Schritt mithilfe anschaulicher Bilder vorgestellt. Eine genaue Angabe der Zutatenliste sowie präzise Nährwertangaben und Tipps zum Weiterverwenden oder Umfunktionieren der Teige vervollständigen die Seiten.

Rührteig, süßer Hefeteig sowie ein Quicheboden zeigen somit als erstes, dass der Austausch vertrauter Lebensmittel nicht nur möglich ist, sondern unkompliziert erfolgen kann.

Was Backanfänger, ob nun vegan oder nicht, beruhigen dürfte: Kein Rezept der folgenden drei Hauptteile ist länger als eine Seite. Ein kurzer Slogan wie „Beliebter Klassiker“ oder “Für Schokoholics“ ergänzt durch persönliche Kommentare der Autorin, geben dem Rezept eine mögliche Einordnung in den Alltag und bilden eine erste Vertrauensbasis mit den unbekannten Zutaten.

Leckere Kleinigkeiten

Naschkatzen werden bei Nicole Just zuerst fündig. Zwischen Mangotörtchen, Schneewittchen – Muffins und Erdnussbutter – Cups finden sich auch vertraute Namen wie Quarkbällchen oder Nussecken wieder. Selbst klassische Weihnachtsplätzchen, verziert mit rein pflanzlichen Zuckerstreuseln und Vanillekipferl beweisen, wie einfach veganes Sündigen sein kann.

Vegane Zuckerdeko in allen möglichen Farben gibt es im Bioladen.

Falls bei der einen oder anderen Zutat geschmackliche Einwände bestehen, kann man sich entweder nebenstehender Austauschtipps bedienen oder das Klappcover für weitere Ersatzmöglichkeiten studieren. Vegane Ernährung beruht schließlich auf einer langsamen Gewöhnung, weswegen der menschliche Gaumen neue Geschmäcker zunächst intensiver herausschmecken kann.

Nussecken

Kuchen und Torten

Spätestens beim Gedanken an Käsekuchen und Biskuitrolle entzieht sich dem Nicht-Veganer die Vorstellungskraft einer gelungenen veganen Umsetzung der deutschen Musterbeispiele für die Verwendung von Quark und Eiern. Was zunächst schier unmöglich scheint, wird bei näherer Betrachtung zu einer praktischen Alternative zum Eiertrennen und Eischnee aufschlagen.

Auch raffinierte Cremefüllungen aus Maronen, Sahne und Kakao entpuppen sich als lang ersehnte Abwechslung zur immer gleichen Schokoladen-Buttercreme-Füllung. Kreatives Backen fernab von tierischen Produkten ist in diesem Teil des Buches zum Greifen nah und wird dem Leser durch die appetitanregenden Bilder eindrücklich visualisiert.

Brot und Quiche

Vegan backenDen Abschluss des veganen Backbuches bilden herzhafte Backwaren, die dem Ofen besonders aromatische Düfte entlocken. Kasten- und Bauernbrot bekommen mit eingelegten Tomaten und Rosmarin oder Möhren und Walnüssen vollkommen neue Geschmacksrichtungen und ersetzen nicht nur den Bäcker, sondern demonstrieren, dass eine vegane Lebensweise in erster Linie bewusste Ernährung bedeutet. Dazu gehört neben dem Verzicht auf tierische Produkte auch ein gezielter Umgang mit Lebensmitteln.

Nur wenige Nicht-Veganer würden sich die Mühe machen, einen Blätterteig selbst herzustellen. Bei Nicole Just erscheint es kinderleicht. Ihr Blätterteig aus veganer Margarine wird als Boden für eine Tarte mit Nussfrischkäse und gebratenen Birnenspalten verwendet. Selbst eine Quiche, die ohne Eier scheinbar nicht gelingen kann, wird durch den gezielten Einsatz veganer Produkte wie Mandelmus und Räuchertofu zu einem leckeren Hauptgericht.

Räuchertofu hat ein rauchiges Aroma und sorgt für eine pikante Note in Hauptgerichten.

Das Besondere

In Nicole Justs Backbuch ist Sündigen nicht nur erlaubt, sondern auch besonders lecker. Die appetitanregenden Bilder in Kombination mit den verheißungsvollen Rezepttiteln präsentieren vegane Küche als kreativ und originell. Der Gedanke an Verbote, Verzicht oder Alternative schleicht sich immer weniger ein, da das geschmackliche Neuland äußerst verheißungsvoll tönt. Vegane Gerichte werden nicht in erster Linie als Alternative oder Ersatz zu nicht-veganen Gerichten präsentiert, sondern als eine geschmackliche Variation, die in jeder Küche gebacken werden kann.

Praktisch für Vergessliche ist sicherlich die kostenlose App von GU, mit deren Hilfe sich ein Rezept via Bild scannen und sammeln lässt. Benötigte Zutaten lassen sich einer virtuellen Einkaufsliste zufügen und abhaken, selbst der nächstgelegene Supermarkt wird angezeigt. Andere Koch- und Backbücher der GU-Küchenratgeber lassen sich mit dieser App ebenfalls verwalten. So sind die Lieblingsrezepte immer dabei.

Zwei leckere Rezepte

Einen neuen Bestseller kann man nur beurteilen, wenn man ihn komplett gelesen hat und nicht bereits nach der Einleitung zum Schluss übergeht. Ein Backbuch hingegen muss man ausprobieren, zumindest stichprobenartig. Nach eingehender Lektüre der Zutatenlisten und der sehr genauen Angabe zu Back- und Vorbereitungszeit fiel die Wahl auf das herzhafte Pizzabrot mit Kräutern und die klassischen Nussecken. Die ehrlichen Kalorienangaben wurden standhaft ignoriert. Wer will beim kommenden Genuss schon an den möglichen Ausschlag auf der Waage denken.

Pizzabrot mit Kräutern

Die benötigten Zutaten waren in der Tat einfach zu bekommen und schon konnte das Experiment Vegan Backen starten. Da Hefeteig bekanntlich eine recht umfangreiche Ruhedauer benötigt, wurde mit der Zubereitung des Pizzabrotes begonnen. Fans von Knoblauch und mediterranen Kräutern kommen bei diesem Rezept besonders auf ihre Kosten, denn bereits beim Backen verströmt das Gebäck einen würzigen intensiven Geruch.

Pizzabrot

Vorsicht scharf: Wer die Schärfe eingelegter Peperoni bisher belächelt hat, wird hier eines Besseren belehrt, denn durch die Kräuter-Ölmischung und das anschließende Backen werden die Geschmacksnerven auf eine pikante Probe gestellt. Gut, dass es eine Alternativvariante mit Kapern und Oliven gibt, getrocknete Tomaten eignen sich sicherlich auch als Peperoni Ersatz.

NusseckenKlassische Nussecken

Bereits das ansprechende Bild versprach wahrhafte Genüsse, beworben wird das Rezept mit dem Slogan „Schmeckt immer“. Und genau so war es auch. Eine Stunde Zubereitungszeit ist für wahre Fans von Nussecken kein Problem, das Ergebnis entschädigt jeden Aufwand.

Eine genaue Schritt-für-Schritt-Anleitung, die selbstverständlich genau befolgt wurde, verhalf zu einem perfekten Ergebnis. Das i-Tüpfelchen bildete die fruchtige Aprikosenmarmelade, die der Redaktion aus eigener Herstellung zur Verfügung stand, und perfekt zur Schokolade und der karamellisierten Nussmasse passte.

Vorsicht Karamell: Auch wenn viele Backexperten ihre Bleche lieber einfetten als ihren Knetteig umständlich auf Backpapier zu verteilen, ist es in diesem Fall wichtig, der Anleitung zu folgen. Das entstandene Karamell klebt sonst unweigerlich am Backblech fest.

Fazit: Einfach genießen

Vegan backen mit Nicole Just ist für Hobbybäcker und Genießer, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet. Mit vielen leckeren Ideen gibt sie ihren Lesern Einblicke in die vegane Lebensweise. Die Rezepte sind nachvollziehbar, leicht herzustellen und durch die vielen Tipps und Variationsmöglichkeiten flexibel an jeden Geschmack anzupassen. Veganer und Neugierige werden hier gleichermaßen neue Gaumenfreuden finden.

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